Landestag der Psychologie Baden-Württemberg - Verantwortung als gelebte Freiheit

Der Landestag der Psychologie findet in diesem Jahr am Samstag, dem 08. Juli 2023, online statt. Das diesjährige Thema ist: Verantwortung als gelebte Freiheit

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

unser Landestag der Psychologie findet in diesem Jahr am Samstag, dem 08. Juli 2023 online statt. Das diesjährige Thema ist: "Verantwortung als gelebte Freiheit".
Das Freiheitsverständnis im heutigen Alltag bezieht sich zunehmend auf eine freie Verwirklichung eigener Interessen, vielfach ohne dass einschränkende Grenzen verstanden, anerkannt oder berücksichtigt werden. Es scheint, als gehe das Bewusstsein darüber verloren, dass individuelle Entfaltung nur möglich ist unter Bedingungen, die die Allgemeinheit herstellt im gesellschaftlichen Zusammenleben. So frei wir gerne sein möchten, so abhängig sind wir doch von unseren Mitmenschen. Freiheit? Abhängigkeit? Verzicht? Rücksichtnahme? Das klingt widersprüchlich und unangenehm. Wie aber, wenn wir in unsere Vorstellung von eigener Freiheit gleichberechtigt den Blick auf den Anderen und die Andere und auf die Gemeinschaft aufnehmen, … wenn wir uns frei dafür entscheiden, neben der eigenen Entfaltung auch an der Möglichkeit einer Entfaltung möglichst vieler Menschen mitzuwirken? Ließe sich in diesem Sinne Verantwortung unmittelbar als gelebte Freiheit verstehen?

Wir werden die Erörterung dieser Frage in einem Gespräch zwischen uns und Ihnen als Teilnehmenden einleiten. Es wird danach vier Workshops geben, von denen je zwei parallel laufen, zu folgenden Themen (das detaillierte Tages-Programm finden Sie weiter unten auf dieser Seite):

• Ehrenamt als ein Kernelement der freien Gesellschaft

• Verantwortung als Psychologin und Psychologe in der Gesellschaft

• Zivilcourage – Verantwortung im individuellen Handeln

• Generationenübergreifende Verantwortung – Wie stehen Deutsche heute zum Nationalsozialismus? Und was kann uns das für die Zukunft lehren?

Wir planen in einem Zeitrahmen von 09:30 Uhr bis 17:00 Uhr (Programm). Wir laden Sie herzlich ein, sich von zu Hause aus einzuloggen und mitzudiskutieren. Wir freuen uns über Ihre Teilnahme. Sie ist - wie gewohnt - kostenfrei. Ab sofort können Sie unter ltp2023@bdp-bw.de Ihr Interesse vormerken oder direkt über diesen Big-Blue-Button-Link an der Veranstaltung online teilnehmen.

 

Vorstand der Landesgruppe Baden-Württemberg im BDP

 

Im Folgenden finden Sie das detaillierte Informationen und das Programm:

  • 09.30 – 10.00 Begrüßung 

Nach einem entspannten Ankommen und Technikeinführung heißen wir Sie herzlich Willkommen beim Landestag der Psychologie und geben Ihnen spannende Einblicke in die Arbeit der Landesgruppe Baden-Württemberg.
 

  • 10.00 - 11.30 Podiumsgespräch

Wehrpflicht, gesellschaftliches Pflichtjahr und ähnliche Fragestellungen sind im Zusammenhang des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine von neuer Aktualität. Die Beschäftigung mit diesen Entwicklungen haben uns in der Landesgruppe zum Thema des diesjährigen Landestages geführt. 
Freiheit und Verantwortung werden dabei im aktuellen gesellschaftlichen Diskurs häufig als zwei gegenläufige, einander ausschließende Zustände diskutiert. Auch im Kontext der Psychologie wird das Spannungsfeld zwischen Freiheit und Verantwortung häufig bewusst und im Handeln relevant. Deshalb haben wir dieses wichtige Thema für den Landestag der Psychologie 2023 aufgegriffen. Gemeinsam mit Ihnen möchten wir psychologische Perspektiven dazu beleuchten, diskutieren und in den Dialog gehen. 
Einsteigen wollen wir mit „Vier Mann in einem Boot“, die die Thematik tatsächlich im Rahmen eines Bootsausfluges aufgegriffen und ihre heutige Sichtweise als frühere Wehrdienstverweigerer im Hinblick auf den russischen Überfall auf die Ukraine reflektieren, und anschließend mit Ihnen anhand einiger Statements aus dem derzeitigen gesellschaftlichen Diskurs das Spannungsfeld aus verschiedenen Perspektiven betrachten.
Im weiteren Verlauf des Tages werden die folgenden vier Aspekte des Themas tiefergehend in mehreren Workshops behandelt. 
 

  • 11.30 - 11.45 Pause
  • 11.45 - 13.15 Vortrag und Austausch (parallele Breakout-Sessions der Themenblöcke 1 + 2)
 

Themenblock 1 

Generationenübergreifende Verantwortung: Wie stehen Deutsche heute zur NS-Zeit? Was wissen sie - und was nicht?

Holocaust, Judenverfolgung, Massaker... die Liste der Grausamkeiten, die in Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus verübt wurden, ließe sich verlängern. Was wissen wir heute Lebenden aber wirklich über die NS-Zeit und die Generation, die damals mitten im Leben stand? Und was wollen wir vielleicht gar nicht wissen? Welche Rolle spielt dabei unser eigenes Alter und unsere Familiengeschichte? Und wie begegnen sich heute bei diesem Thema Menschen unterschiedlichen Alters? Lässt sich aus der wissenschaftlichen Beforschung dieser Fragen etwas ableiten für andere Themen, die heute von Menschen verschiedenen Alters kontrovers diskutiert werden und die bezüglich unserer Zukunft unterschiedliche Positionen nahelegen: Klimawandel, Altersvorsorge, Güterverteilung, Zukunftsoptionen als Beispiele?

Prof. Dr. Jonas Rees forscht und lehrt an der Universität Bielefeld. Ein Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit ist dem Umgang mit dem Nationalsozialismus und sozialpsychologischen Aspekten von Gedenkkultur gewidmet. Wie uns interessiert ihn darüber hinaus die Frage nach Generationengerechtigkeit im allgemeinen Zusammenleben.

 

Themenblock 2 

Verantwortung als Psychologin und Psychologe in der Gesellschaft
In unserer Gesellschaft gilt die Freiheit der Berufswahl. In der Berufspraxis übernehmen wir im professionellen Kern selbstgesteuert und selbstverantwortlich die frei gewählten Berufsaufgaben. Von Berufsbeginn an erleben wir jedoch auch Einschränkungen unserer selbstgesteuerten
Professionalität, die sich im weitesten Sinne aus gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ergeben.
Aus fremdregulatorischen Eingriffen in unser professionelles Handeln erwachsen Konfliktkonstellationen, die in unserer Gesellschaft durch individuelle Verantwortungsübernahme und persönliches politisches Handeln bearbeitet werden können.
Am aktuellen Beispiel unserer Verantwortungsübernahme für eine gesellschaftliche Bewältigung des Klimawandels werden tragende psychologische Verhaltenskompetenzen zum Erreichen von
Verhaltensänderungen wie z.B. "Ermöglichen selbstwirksamer Erfahrungen" und "Aneignung von Perspektivenwechseln" in Verbindung mit politischem Handeln erörtert.
Anschließend ist Gelegenheit gegeben zu einem Austausch über professionelle Perspektivenwechsel von "Krisenerleben identifizieren und Copingverhalten aufbauen" hin zu "Lebensverhältnisse ändern".

Dipl. Psych. Carola Brücher-Albers, vormalige Präsidentin des BDP und derzeit Sprecherin der Präsidiumskommissionen Berufsethik und Gesellschaftlicher Zusammenhalt.
 

  • 13.15 - 14.15 Mittagspause
  • 14.15 - 15.45 Vortrag und Austausch(parallele Breakout-Sessions der Themenblöcke 3 + 4)

 
Themenblock 3 

Zivilcourage – Verantwortung im individuellen Handeln der Person als politische Bürgerin?


Kann man Zivilcourage lernen?
Was tun wir, wenn wir Zeuge/Zeugin von Diskriminierung, verbalen Übergriffen und körperlicher Gewalt werden? Wie können wir uns einsetzen für ein friedliches, respektvolles und demokratisches Miteinander? Gehört Zivilcourage zu unserer Verantwortung als Bürger*in, oder ist sie nur etwas für besonders Mutige?
Viele schauen weg, wenn es zu gewalttätigen oder diskriminierenden Übergriffen kommt. Hemmungen, Unsicherheit, fehlende Handlungsideen und die Frage „Warum gerade ich?“ führen häufig dazu. Wie jedoch eingreifen und dem Opfer zur Seite stehen, möglichst ohne sich selbst zu gefährden?
Im Vortrag werden der sozialpsychologische Hintergrund und einzelne Komponenten des Göttinger Zivilcourage-Impuls-Trainings (GZIT) dargestellt. Ziel des Trainings ist es, für die Voraussetzungen und konkreten Möglichkeiten der Zivilcourage im Alltag zu sensibilisieren und hierfür das eigene Verhaltensrepertoire zu erweitern. Diese Möglichkeiten sollen in der Diskussion weiter vertieft und reflektiert werden.


Prof. Dr. Margarete Boos, lehrte und forschte bis zum vergangenen Semester vor Ihrem Ruhestand Sozial- und Kommunikationspsychologie am Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie der Georg-August-Universität Göttingen. Sie entwickelte mit Ihrer Abteilung ein Training zur  Zivilcourage. 
 

Themenblock 4 

Ehrenamt als ein Kernelement der freien Gesellschaft
In einem einführenden Beitrag wird der Kollege Thomas Giesinger auf folgende Fragen eingehen:
1. Vom Wesen des Ehrenamts allgemein: Warum ist für manche das Ehrenamt Lebenselixier - und andere machen gar nichts?
2. Hinweise zur Gewinnung und Bindung von Aktiven, die Lage in der Szene der "Freiwilligenmanager"
3. Ehrenamt und Burnout - Gründe und Vermeidung
4. Wo kann es vorkommen, dass sich Psychologie und Ehrenamt begegnen?
5. Das Thema Ehrenamt und das Thema dieser Tagung

Ausgehend von einigen wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema aus dem Freiwilligen-Survey der Bundesregierung wird der Kollege Giesinger das Thema schwerpunktmäßig auf dem Hintergrund seiner Arbeit als Praktiker im Auftrag des BUND behandeln. 

Dipl. Psych. Thomas Giesinger, Uni Heidelberg 1987, seit 2007 Koordinator für Ehrenamtsförderung beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) e.V.,
Landesverband Baden-Württemberg. 
 

  • 15.45 - 16.00 Pause
  • 16.00 - 17.00 Austausch im Plenum

Wir blicken zurück auf die Erkenntnisse aus den Themenblöcken und wagen einen zukunftsweisenden Ausblick zu Freiheit und Verantwortung in der Gesellschaft.

Über diesen Link gelangen Sie direkt zum Programm des Landestags der Psychologie Baden-Württemberg.
 

        Zur Übersicht
Datum
Samstag, 08.07.2023
Uhrzeit
Beginn: 09:30
Ende: 17:00
Kontakt
ltp2023@bdp-bw.de
Anmeldung
Online-Link zur Veranstaltung
iCalendar
Termin exportieren
Downloads
 Zum Programm
Logo Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V.

Wir unterstützen alle Psychologinnen und Psychologen in ihrer Berufsausübung und bei der Festigung ihrer professionellen Identität. Dies erreichen wir unter anderem durch Orientierung beim Aufbau der beruflichen Existenz sowie durch die kontinuierliche Bereitstellung aktueller Informationen aus Wissenschaft und Praxis für den Berufsalltag.

Wir erschließen und sichern Berufsfelder und sorgen dafür, dass Erkenntnisse der Psychologie kompetent und verantwortungsvoll umgesetzt werden. Darüber hinaus stärken wir das Ansehen aller Psychologinnen und Psychologen in der Öffentlichkeit und vertreten eigene berufspolitische Positionen in der Gesellschaft.

Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen