Corona und die Nonverbale Kommunikation

Dr. Ute Regina Roeder (Universität Münster)

Eine der wesentlichen Änderungen in unseren alltäglichen Verhaltensweisen betrifft die Pflicht des Tragens eine Mundschutzmaske im öffentlichen Raum. Zudem müssen wir größeren Abstand zueinander halten und auf Handdesinfektion achten. Schließlich wird ein Teil unserer üblichen persönlichen Kommunikation auf Medien verlagert. All dies wirkt sich auf die Qualität unserer Kommunikation aus.

Das gängige Kommunikationsmodell ist ein sog. Sender-Empfänger-Modell, d.h. eine Person sendet eine Information, die von einem oder mehreren Empfängern verstanden werden soll und auch verstanden wird. Die Genauigkeit aber, mit der das Verständnis der Information mit der (vermeintlich) gesendeten Information übereinstimmt, wirkt sich auf die Entwicklung der Interaktion zwischen Sender und Empfänger aus. Bei größeren Abweichungen sind Konflikte wahrscheinlich. Neben der Binnen-Kommunikation zwischen Sender und Empfänger kommt häufig auch der Kommunikation zu Außenstehenden eine Bedeutung zu. Diese werden zwar nicht explizit angesprochen, sollen aber als potentielle Betrachter der Situation häufig auch einen bestimmten Eindruck gewinnen und werden somit vom Sender mitunter berücksichtigt.

Neben dem sprachlich-inhaltlichen (verbalen) Kanal, spielt die nonverbale Kommunikation eine oft unterschätzte Rolle. Nonverbale Informationen senden und empfangen wir nur in einem untergeordneten Anteil bewusst (z.B. darüber, wie sich jemand kleidet), meist vollkommen unbewusst (z.B. Gerüche, Pupillenöffnung, Schwitzen) oder auf einer Ebene, auf der wir uns die einzelnen Aspekte zwar bewusst machen könnten, dies aber in der Regel nicht tun, sondern automatisch verwenden.

Meist werden drei nonverbale Kanäle unterschieden: der „Paralinguistic Mode“ (Amplitude, Geschwindigkeit und Betonung beim Sprechen), der „Kinesic Mode“ (Mimik und Gestik) und der „Proxemic Mode“ (Distanzverhalten und Platzierung). Vor allem emotionale Informationen werden darüber gesendet.

Durch die Sozialisation in einer Kultur erwerben wir (weitgehend implizit) kulturspezifisches Wissen über sogenannte „Display Rules“, also unter welchen Bedingungen welche (Kombinationen von) nonverbalen Verhaltensweisen welche Informationen transportieren. Ebenso wie es sprachliche Unterschiede zwischen Kulturen gibt, unterscheiden sich auch nonverbale Kommunikationsregeln mitunter deutlich.

Beispiele:

Was in der einen Kultur als positiv empfunden wird, kann in einer anderen Kultur das genaue Gegenteil aussagen:

  • Im Tibet wird zur Begrüßung z.B. die Zunge rausgestreckt, bei uns gilt dies als Unhöflich.
  • In Nigeria, Puerto Rico und Thailand lernen Kinder, dass direkter Augenkontakt zu Erwachsenen unhöflich ist, während bei uns genau das Gegenteil vermittelt wird.
  • Die „Daumen-hoch“-Geste gilt bei uns als Anerkennung, im Iran und auf Sardinien wird sie hingegen als obszön verstanden.

Nonverbale Informationen helfen bei der Feinabstimmung der übermittelten Informationen, sowohl auf der Ebene des Senders als auch des Empfängers. Dabei werden die Informationen auf mehreren Kanälen gleichzeitig gesendet. Dies ist auch deshalb wichtig, weil mitunter sonst einzelne Details nicht klar interpretierbar sind und erst in Kombination mehrerer Informationen eindeutig werden.

Beispiel:

Beobachten wir z.B. zwei Personen, die in einer Menschentraube im Fahrstuhl stehen, so lässt sich allein aus der räumlichen Nähe (Abstand von nur wenigen Zentimetern) zwischen beiden nicht eindeutig bestimmen, welcher Art die Beziehung zwischen beiden ist. Durch Hinzunahme der Information, in welchem Orientierungswinkel sich beide zueinander befinden, wird die Informationslage klarer, d.h. wenn sie sich einander zuwenden, können wir davon ausgehen, dass sie sich kennen und sozusagen „nahe“ stehen. Sind sie hingegen voneinander abgewandt, so ist die Nähe lediglich dem Umstand geschuldet, dass der Fahrstuhl voll ist und beide erleben die Situation sehr wahrscheinlich als unangenehm und stressig.

Auch aus der Passung, der auf den verschiedenen Kanälen gesendeten Informationen, entnehmen wir wichtige Informationen, z.B. über den Wahrheitsgehalt des Gesagten.

Durch die neuen Regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie erleben wir Einschränkungen hinsichtlich unseres Verhaltens, die sich auch auf unser nonverbales Kommunikationsverhalten auswirken. Dies führt zu einer erhöhten Aufmerksamkeit auf dieses Thema, das doch i.d.R. implizit und automatisch abläuft. Es stellt sich die Frage, was sich eigentlich genau verändert, welche Auswirkungen das möglicherweise für unser Miteinander hat und wie wir möglicherweise Defizite kompensieren könnten.

Mimik:

Durch das Tragen von Mundschutzmasken kommt es zu einem weitgehenden Wegfall von mimischen Informationen unseres Gegenübers. Lächelt unsere Interaktionspartnerin? Verzieht sie den Mund spöttisch oder schaut sie grimmig? Bei extremen emotionalen Gesichtsausdrücken können wir diese auch an der oberen Gesichtspartie, den Augen und Augenbrauen, ablesen. Gerade aber die kleinen mimischen Änderungen helfen uns, andere gut einzuschätzen und zu verstehen.

Wollen wir einen Scherz machen, müssen wir also wohl schon deutlich werden und kommen mit leichter Ironie, die von einem entsprechenden Gesichtsausdruck begleitet wird, nicht an oder ecken sogar an.

Wir verfügen über sogenannte Spiegelneurone. Diese „feuern“, wenn wir bestimmte Gesichtsausdrücke bei anderen sehen, ähnlich, als wenn wir selbst die zugehörige Emotion erleben würden. Mit anderen Worten: sehen wir eine andere Person lächeln, dann fühlen wir uns auch gleich besser und sehr wahrscheinlich lächeln wir zurück.

Wenn wir also das Lächeln der anderen nicht sehen können oder diese unseres, so kann das dazu führen, dass die ganze Situation als weniger erfreulich interpretiert wird.

Um also für uns selbst und andere auch in Corona-Zeiten eine positive Stimmung zu verbreiten, können wir uns Alternativen überlegen: bewusst freundlich und positiv in Interaktionen gehen, mal ein freundliches Wort mehr wechseln oder so deutlich lächeln, dass die Augen mitlachen.

Besondere Probleme haben Menschen, die schlecht hören. Sie brauchen die Lippenbewegungen für das Verständnis des gesprochenen Wortes. Findige Menschen haben für dieses Problem Mundschutzmasken entwickelt, die im Bereich des Mundes eine Klarsichtfolie haben.

Auch bei der Interaktion über Medien gehen Informationen verloren. Werden z.B. Videokonferenzen eingesetzt, statt realer Face-to-face-Interaktionen, so entscheidet vor allem die Zahl der Teilnehmenden und die Einstellung der Anzeige darüber, wie groß bzw. wie detailliert die Interaktionspartner*innen jeweils gesehen werden können. Sehen wir nur eine einzelne Person auf dem Display und ist die Datenübertragung sehr gut, so können aber auch mimische Informationen besonders gut übertragen werden.

Schwierig ist mitunter der Blickkontakt. Denn wir schauen üblicherweise in das Gesicht des anderen, das aber nicht genau mit der Kamera gleichzusetzen ist. Mitunter steht die Kamera sogar weiter weg bzw. schräg zum Monitor. In diesem Fall sollte die Störung des Kommunikationsprozesses etwas größer sein.

Gestik:

Natürlich können wir nach wie vor mit den Händen oder dem Körper gestikulieren, auch wenn wir einen Mundschutz tragen. Sehr häufig berühren wir uns selbst mit den Händen: wir streichen uns die Haare aus dem Gesicht, wir berühren unsere Wange, die Nase oder rücken die Brille zurecht (sog. Selftouch). Solche Selbstberührungen können wie andere nonverbale Informationen ganz unterschiedliche Bedeutungen haben, je nach Kombination mit anderen Aspekten. So können sie z.B. ein Zeichen von Unsicherheit sein, also der Selbstregulation dienen, oder aber auch Interaktion initiieren. Denn wenn andere dieses Verhalten imitieren (sog. Mimikry-Verhalten), dann ist dies ein Zeichen für einen positiven und zugewandten Kontakt zueinander.

Selbstberührungen im Gesicht sollten wir momentan unbedingt vermeiden, da unsere Hände möglicherweise viral belastet sind und wir die Viren durch diese Berührungen in die Nähe unserer Schleimhäute gelangen. Dadurch geht uns eine Möglichkeit der Selbstregulation und der Kommunikation verloren.

Neu hinzu kommt der Bedarf, den Mundschutz immer mal wieder zurecht zu ziehen, vor allem für Brillenträger, da die Brille sonst beschlägt, wenn die Maske an der Nase nicht richtig abschließt. Auch wenn wir dabei natürlich auch wieder aufpassen müssen, den Mundschutz nicht zu viel zu berühren, haben wir damit aber ein neues Ziel für unsere Hände.

Die Abstandsregeln helfen vermutlich dabei, dass wir Gesten anderer besser sehen, da wir durch den Abstand die Personen jeweils ganz oder fast ganz sehen können.

Anders hingegen bei der computervermittelten Kommunikation. Bei Videokonferenzen sehen wir meist nur den Kopf bis zum Schulterbereich. Somit sind schon die Hände meist außerhalb des Blickfeldes, es fehlen uns also wichtige Informationen, die wir in realen Situationen bekommen (z.B. die Fußstellung oder ob jemand auf der Stuhlkante sitzt)

Paralinguistische Informationen:

Neben der rein sprachlichen Information werden über den Sprachkanal weitere Informationen transportiert, wie z.B. die Amplitude, Geschwindigkeit und Betonung beim Sprechen (Tonhöhe, Satzmelodie, Stimmfärbung …)

Mit dem Mundschutz zu sprechen ist unangenehm und wir sind möglicherweise etwas karger in der Intonation. Gleichzeitig kommt akustisch nicht alles an beim Empfänger, u.a. auch wegen des Mindestabstands.

Wenn wir uns aber erst einmal an den Mundschutz gewöhnt haben, sollte sich dies regulieren und die Beeinträchtigung nur gering sein.

Bei der medial vermittelten Kommunikation kommt es sehr auf die Qualität der Internetverbindung an. Schlimmstenfalls kommt es zu Verzögerungen, die die Stimme deutlich verzerren und die Sprachmelodie sehr entstellen. Auch die Qualität von Mikrofon und Lautsprechern spielen eine Rolle. Die Verwendung von Headsets verringert das Problem von akustischen Rückkopplungen und führt damit zu einer störungsärmeren Kommunikation.

Proxemik:

Die Bewegung im Raum, der Abstand zueinander und der Orientierungswinkel zu anderen Personen geben uns Information darüber, wer wie mit wem interagiert.

Redenwendungen greifen diesen Aspekt der nonverbalen Kommunikation auf. So heißt es z.B., dass wir auf „jemanden zugehen“, dass wir „jemandem zu nahekommen“ oder wir uns „von jemandem distanzieren“.

Abgesehen von kulturell jeweils spezifischen Regeln ist der Abstand, den wir zueinander einnehmen, üblicherweise an die Situation gekoppelt und folgt vor allem der Frage, ob und wie wir miteinander interagieren wollen. So dürften die von Edward Hall in den 70er Jahren postulierten Distanzzonen nach wie vor eine Bedeutung haben, da sie Interaktionssituationen in Abhängigkeit vom jeweiligen Interaktionsziel voneinander unterscheiden und sich die Distanzen auch daraus ergeben, welche Sinnesorgane dafür jeweils gebraucht werden.

Die intime Distanz (bis ca. 45 cm) ist i.d.R. den engen Familienangehörigen und Sexualpartner*innen vorbehalten, um die wir uns sorgen und mit denen wir meist auch zusammenleben. Der Abstand ergibt sich daraus, dass Berührungen zwischen den Beteiligten erfolgen können/sollen und so viele Details wie möglich des jeweils anderen „gelesen“ werden können, so z.B. auch die Körpertemperatur oder der Geruch, beides könnte Informationen über den Gesundheitszustand des anderen geben.

Es hat sich aber etabliert, dass sich enge Freund*innen ebenfalls zur Begrüßung umarmen. Da diese nicht im selben Haushalt wohnen, sollte davon momentan Abstand genommen werden. Hier ergeben sich also Veränderungen in den Gewohnheiten und es ist zu erwarten, dass sich die zugehörigen Beziehungen entweder verändern werden oder aber an die Stelle von intimen Berührungen andere Verhaltensweisen rücken, z.B. kreative Begrüßungsformen.

Die persönliche Distanz (bis ca. 1,25 Meter) entspricht typischerweise dem Abstand zwischen zwei Personen, die sich die Hände schütteln und liegt somit unter dem, was aktuell empfohlen wird. (1,5 Meter).

Neben dem Händeschütteln ermöglicht diese Distanz vertrauliche Gespräche, genaue Sicht auf die Mimik des jeweils anderen. Als „Nebenprodukt“ wird aber in geschlossenen Räumen auch der Geruch des jeweils anderen eingeatmet und das ist genau das, was momentan als gefährlich eingestuft wird.

Die persönliche Distanz wird üblicherweise von Personen eingenommen, die gut befreundet sind oder aber eng kooperieren (z.B. auf beruflicher Ebene). Es wird sich zeigen, ob die Vergrößerung des Abstandes auf Dauer als problematisch erlebt wird und welche Kompensationen sich ergeben, z.B. Intensivierung des Blickkontaktes.

Sowohl bei der sozialen Distanz (bis ca. 4 Meter) als auch der öffentlichen Distanz (alles darüber hinaus) sollten sich keine Unterschiede durch die aktuellen Vorgaben ergeben.

Kommen andere Menschen uns näher, als unsere Beziehung rechtfertigt, dann haben wir verschiedene Möglichkeiten, damit umzugehen. Wenn die Situation ein Zurückweichen unsererseits nicht erlaubt (z.B. weil kein Platz ist oder es sozial unangemessen wäre), dann können wir durch das Einnehmen z.B. eines anderen Orientierungswinkels oder aber durch Errichtung einer Barriere (z.B. Arme verschränken) Abhilfe schaffen. Gleichwohl führt das in aller Regel zu erlebtem Stress. Wir können aber auch unsere Beziehung an den Abstand anpassen. So kommt uns ein Friseur recht nahe, was wir zulassen und auch nicht ausgleichen können (weder durch Veränderung des Orientierungswinkels noch durch Barrieren), so dass wir unsere Gesprächsthemen der relativ intimen Situation anpassen und über Dinge sprechen, über die wir mit Fremden normalerweise nicht sprechen würden.

Genauso könnte es sein, dass wir durch vergrößerte Abstände zu uns sonst viel näher stehenden Menschen unsere Gesprächsthemen und unser sonstiges Kommunikationsverhalten anpassen und dadurch eine Entfernung zwischen den Interaktionspartner*innen auftreten könnte.

Bei der Interaktion über Videokonferenzen fehlen räumliche Informationen weitgehend. Die Anordnung der Personen auf dem Bildschirm ist zufällig und enthält somit weniger Information als der reale Kontext. Denn in einer tatsächlichen Konferenzsituation werden meist die Sitzplätze selbst gewählt und die Wahl des Platzes ist bereits eine wichtige Information über die Person (z.B. wählen statushöhere Personen eher Plätze an der Schmalseite eines Tisches, Kooperierende sitzen eher nebeneinander, sich gegenseitig ablehnende Personen eher gegenüber). Auch hier können alternative Informationen herangezogen werden, z.B. ob jemand sich früher einklinkt oder technische Möglichkeiten des Programms nutzt (z.B. zur Meldung).

Olfaktorische Informationen:

Abgesehen davon, dass fremde Personen gar nicht mehr so nah an uns herankommen dürfen, dass wir Geruchsinformationen aus dem Atem aufnehmen, z.B. ob sie am Vortag Knoblauch gegessen haben, gerade ein Kaugummi kauen oder geraucht haben, verhindert das Tragen der Mundschutzmasken den Austausch dieser Informationen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das eher als angenehm denn als unangenehm erlebt wird.

Kleidung und Statussymbole:

Typischerweise geben wir anderen durch unsere Kleidung (formell oder informell, teuer oder preiswert, konservativ oder hip) oder durch Verwendung von Statussymbolen (die Marke des Smartphones, ein Schmuckstück oder die Brille) Informationen über uns selbst. Wir nutzen Kleidung oder Statussymbole aber auch zur symbolischen Selbstergänzung, denn wir wollen anderen darüber etwas über uns selbst mitteilen, z.B. dass wir uns durch das Tragen eines Trikots als Fan eines bestimmten Fußballvereins offenbaren, das Logo unserer Firma auf dem Schlüsselanhänger haben oder durch den Spruch auf unserem T-Shirt eine Lebenshaltung zum Ausdruck bringen.

Das Tragen eines Mundschutzes oder das Abstandsgebot beeinträchtigen diese Kommunikationsebene nicht. Im Gegenteil, denn der Mundschutz selbst ist eine zusätzliche Informationsquelle über uns selbst und wir können darüber situationale und persönlichkeitsbezogene Informationen geben: Ist er aus Papier, nur ein Schal, ein improvisierter aus einer Socke oder einem T-Shirt oder ein (selbst) genähter aus Stoff? Wie individuell ist der Mundschutz gestaltet, z.B. mit einem Motiv oder einem Fan-Aufnäher? Passt der Stoff gar zum Kleid? Dadurch, dass wir gewohnt sind, Personen ins Gesicht zu schauen, kann uns die jeweilige Botschaft gar nicht entgehen und somit ist die Mundschutzmaske die wohl sicherste Art, visuelle Botschaften zu platzieren und mit persönlicher Empfehlung zu versehen. Dementsprechend schnell avancierte der Mundschutz zu einem neuen Merchandise-Produkt.

Bei Videokonferenzen gibt es mehrere Möglichkeiten der Selbstdarstellung. Neben der Kleidung erfahren wir etwas über die räumliche Situation, in der das Gespräch durchgeführt wird (Büro oder Homeoffice) und die Gestaltung des Hintergrundes (Bücherregale, Bilder oder die nackte Wand). Mitunter werden Hintergrundbilder verwendet, damit der Hintergrund eben nicht gesehen wird oder eine bestimmte Information (Logo einer Institution, besonders origineller Hintergrund) in den Mittelpunkt gerückt wird.

Begrüßungsrituale:

Auf die in unserer Kultur sehr übliche förmliche Begrüßungs- und Verabschiedungsform soll momentan wegen der Ansteckungsgefahr verzichtet werden. Über einen Händedruck werden viele unterschiedliche Informationen vermittelt und empfangen: wer gibt wem zuerst die Hand? Wie lange dauert der Händedruck? Wie kräftig oder schlaff ist er? Ist die Hand feucht oder trocken, warm oder kalt? Wie ist die Schüttelfrequenz? Welche Hand liegt oben? Welchen Abstand haben die Personen zueinander? Innerhalb kürzester Zeit bekommen wir auf diesem Weg viele Informationen über eine bisher fremde Person, z.B. bei einem Bewerbungsgespräch. Nicht umsonst wird bei hochrangigen Politikertreffen das Händeschütteln vor allem für die Presse zelebriert. Vor allem Ärzte verzichten schon länger auf diese Begrüßungsform, da darüber Infektionen besonders übertragen werden. Durch Corona wird dies nun zum Standard. Spannend wird sein zu beobachten, wie sich die formellen Begrüßungen verändern werden. Werden wir nach der Pandemie zurückkehren zu den alten Gewohnheiten oder werden sich Alternativen herausbilden, die genauso viele oder gar mehr Informationen transportieren?

Bei Videokonferenzen müssen sich erst noch explizite Regeln etablieren. Die Begrüßung fällt des Öfteren holprig aus, weil z.B. das Mikrofon noch nicht funktioniert oder vorher anwesende Personen bereits ins Gespräch vertieft sind.

Wie wir sehen, wirken sich die Verhaltensvorgaben während der Pandemie deutlich auf unsere nonverbale Kommunikation aus. Die Zeit wird zeigen, ob es zu einer Änderung unseres sozialen Gefüges kommen wird oder, ob wir durch Anpassung unseres Verhaltens an die neuen Bedingungen alternative Wege finden, die notwendigen Informationen auszutauschen. Auch dies ist ein Stück Evolution.

Interview mit Dr. Ute-Regina Roeder auf WDR 5

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