QS Ambulante Psychotherapie – Bericht von der 2. Regionalkonferenz
Am 27.10.2025 fand in Düsseldorf/hybrid die 2. Regionalkonferenz zur Reflexion des Modellprojektes Qualitätssicherung in der ambulanten Psychotherapie (kurz QS AmPT) in NRW statt. Bei dem zu erprobenden Verfahren handelt es sich um ein datengestütztes, einrichtungsübergreifendes QS-System, mit dessen Entwicklung der Gesetzgeber den Gemeinsamen Bundesausschuss beauftragt hat. Dass es überhaupt eine Erprobung gibt, lag an vielfältiger Kritik im Vorfeld und konnte als erster Erfolg gewertet werden. Auch jetzt bleiben Berufsverbände und andere Stakeholder sehr kritisch.
Die Konferenz wurde von ca. 100 Menschen vor Ort besucht. 800 weitere waren online zugeschaltet – für ca. 7.000 Praxen landesweit ist die Teilnahme am Modellprojekt vorgesehen. Vor Ort hatten die Verbände gemeinsam eine T-Shirt-Aktion organisiert. Teilnehmende trugen orangefarbene T-Shirts mit Aufschriften wie „Qualität – ja bitte! Datenmüll – nein danke!“ oder „Therapie statt Bürokratie“.
Da im Ärztehaus Nordrhein getagt wurde, begrüßte Dr. Carsten König, stellvertretender Vorsitzender der KV Nordrhein, die Teilnehmenden und die Veranstalter. Er betonte dabei, wie viel die KV bereits für die Verbesserung der Qualität in den verschiedenen Bereichen tue (26 QS-Kommissionen allein in Nordrhein), und brachte seine Irritation darüber zum Ausdruck, dass es losgehen solle trotz fehlender Finanzierung.
Prof. Claus-Dieter Heidecke, Leiter des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) begrüßte als Veranstalter und betonte, wie positiv es sei, die verschiedenen Parteien ins Boot geholt und dort behalten zu haben. Bezug nehmend auf die T-Shirts im Raum meldete er zurück: „Sie sind für Qualität, wir auch“ und rief dazu auf, QS als „Chance“ zu begreifen.
Unter professioneller Moderation durch Jürgen Zurheide ging die Veranstaltung weiter. Julia Ostermann und Grit Andorfer vom IQTIG stellten kurz den Sachstand vor. Faktisch haben von den 7.000 Leistungserbringenden in den Quartalen 2 und 3 dieses Jahres nur rund 350 Daten eingereicht. Die größten Herausforderungen sehe man in langen Behandlungsverläufen, technischen Herausforderungen und geringer Teilnahmebereitschaft. Beatrice Piechotta, langjährig mit dem Thema QS in der Psychotherapie vertraut, erkundigte sich aus dem Plenum nach externer Evaluation und wurde auf später verwiesen. Auch weitere Stimmen aus Plenum und Chat wurden zugelassen und brachten ihren Unmut und ihre Fragen an.
In der anschließenden Podiumsdiskussion kamen „Stimmen aus NRW“ zu Wort: Dr. Carsten König (Vorstand KV Nordrhein), Ingeborg Struck (Psychotherapeutin), Birthe Motzkus (vdek NRW), Andreas Pichler (Präsident PTK NRW), Christofer Arndt (KVWL), Dr. Johanna Thünker (Psychotherapeutin) (von links). Sie konnten wenig Positives über das Projekt zurückmelden und kritisieren insbesondere hohen Aufwand, hohe Kosten, fraglichen Nutzen, methodische Mängel, Mängel bei der Datenerhebung und Auswertung, die dazu führen, dass nächstes Jahr keine sinnvolle Auswertung möglich ist. Johanna Thünker brachte ihre Verwunderung darüber zum Ausdruck, dass das Verfahren trotz des vernichtenden Urteils des Wissenschaftlichen Beirats fortgeführt werde. Sie äußerte zudem ihre Ratlosigkeit darüber, dass für dieses Projekt Geld investiert werde, während es für die Finanzierung der Weiterbildung – vordergründig aufgrund leerer Kassen – immer noch keine Lösung gebe.
Eine echte Diskussion kam nicht zustande, weil sich die Personen auf dem Podium einig waren. Jürgen Zurheide nahm aber einige Fragen mit und stellte sie im zweiten Podium den Vertreter*innen des IQTIGs. Zufriedenstellende Antworten konnten diese nicht finden.
In der zweiten Runde waren außerdem Dr. Bernhard van Treeck (unparteiisches Mitglied im G-BA), Dorothea Büchtemann (GKV-Spitzenverband) und Jürgen Matzat (Patient*innenvertreter beim G-BA) vertreten. Sie verteidigten das Projekt und betonten einhellig, dass es Zwang und externe Kontrolle brauche, um „den schwarzen Schafen“ Herr zu werden. Dr. van Treeck fragte: „Was haben Sie denn für Vorschläge?“Er betonte im gleichen Atemzug, dass es ein externes System geben müsse, wodurch Praxen vergleichbar würden. Herr Hofmann von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) meldete sich aus dem Plenum zu Wort und drückte sein Unverständnis darüber aus, dass die KBV als eine der „Bänke“ im G-BA nicht auf dem Podium sitze. Er betonte außerdem, dass der Gesetzgeber zwar ein QS-System wolle, aber nicht im Gesetz stehe, dass es ein DeQS-Verfahren sein müsste.
Am Ende gab ein Mitarbeiter des IQTIGs noch einen kurzen Ausblick und beantwortete die Frage vom Anfang nach der Evaluation nur unbefriedigend – denn geplant sind Befragungen durch das IQTIG selbst. Eine Ausschreibung für externe Expertise laufe, inwieweit hier Unabhängigkeit hergestellt werden kann, bliebt jedoch äußerst fraglich.
Herr Heidecke beendet die Veranstaltung mit dem Satz „QS wird bleiben, aber der Druck im Kessel steigt“ und suggeriert, dass man die Probleme der Teilnehmenden verstanden habe. Er stellt in Aussicht, noch in diesem Jahr Nachbesserungen auf den Weg zu bringen. Die Begeisterung im Plenum hielt sich – vor dem Hintergrund der bisherigen Erfahrung von leeren Versprechungen und dem Gefühl, nicht gehört zu werden – erwartungsgemäß in Grenzen.
Dr. Johanna Thünker

