Welchen gesellschaftlichen Beitrag leisten Psychologinnen und Psychologen?

Was ist Psychologie? Warum benötigen Regierungen den Rat und die Unterstützung von Psychologinnen und Psychologen? Was macht dieses Gebiet und diesen Beruf einzigartig? Mehr als 60 nationale, regionale und internationale psychologische Vereinigungen aus der ganzen Welt haben zusammen an einer Erklärung gearbeitet, um diese Fragen zu beantworten.

Die von der APA initiierte Arbeitsgruppe „Global Psych Leadership Team“ hat sich der kollektiven Bewältigung der Folgen der Pandemie verschrieben und beschäftigt sich mit diversen pandemiebezogenen Problemstellungen, bei deren Bearbeitung psychologische Expertise bedeutsam ist. Der BDP arbeitet seit Beginn aktiv in der Arbeitsgruppe mit.

Was ist Psychologie und was tun Psychologinnen und Psychologen?

Die wissenschaftliche Psychologie liefert Erkenntnisse über das Denken, die Emotionen und das Verhalten von Menschen – sowohl mit Blick auf das Individuum, als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Die Psychologie, als eigenständige wissenschaftliche Disziplin, beschäftigt sich mit nahezu jedem Aspekt der menschlichen Erfahrungswelt. Psychologinnen und Psychologen sind in einem breiten Arbeitsfeld tätig – praktisch in jedem Bereich, in dem das Handeln von Menschen relevant ist. Die psychologische Wissenschaft liefert ein tiefes Verständnis des Verhaltens von Menschen innerhalb sozialer, kultureller und sprachlicher Kontexte (1). Psychologinnen und Psychologen spielen im Rahmen von Menschenrechtsthematiken eine Rolle bei der weltweiten Unterstützung von Gesundheit und Wohlbefinden mit dem Ziel, Lebenssituationen zu verbessern.

Warum brauchen Regierungen die Unterstützung von Psychologinnen und Psychologen?

Für Regierungen ist es sowohl menschlich, als auch finanziell von Vorteil anzuerkennen, dass Psychologinnen und Psychologen einen wichtigen, unabhängigen Beitrag zur Verminderung von Leiden und zur Verbesserung von Leben leisten (2). Soziale Determinanten von Gesundheit, wie Bildung, ausreichende Ernährung, ein angemessener Lebensstandard, Arbeitsmöglichkeiten und gerechte Behandlung sind als fundamentale Menschenrechte in den United Nations Sustainable Development Goals verankert (3/4/5/6/7) . Das Versäumnis, psychische Probleme wie Depressionen und Angstzustände, die häufig auf mangelnde Beachtung sozialer Determinanten von Gesundheit zurückzuführen sind, anzugehen, kostet die Weltwirtschaft jährlich 1 Billion US-Dollar an Produktivitätsverlusten. Die Prävention und Intervention im Kontext psychischer Erkrankungen hat sich hingegen als äußerst kostengünstig erwiesen. Wenn die wissenschaftliche Psychologie auf jene Kontexte angewendet wird, in denen Menschen leben, arbeiten und spielen, steigen Potenzial und Produktivität (8/9). Trotz der Existenz sowohl kostengünstiger als auch klinisch wirksamer Angebote für gefährdete Bevölkerungsgruppen oder solche, die Symptome von psychischen Störungen aufweisen, erhält die Mehrheit der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen in fast allen Ländern der Welt aufgrund begrenzter Ressourcen, durch Stigmatisierung und einen Mangel an Gesundheitsdienstleistungen keine psychologische Behandlung (10/11).

Was ist einzigartig an der Psychologie und der Arbeit von Psychologinnen und Psychologen?

Psychologinnen und Psychologen verstehen biologische, soziale und ökologische Forschungserkenntnisse und sind darin geschult, belastbare Empirie anzuwenden, um das menschliche Leben in verschiedenen Kulturen und Sprachen zu verbessern. Um Psychologin bzw. Psychologe zu werden, muss man hohe professionelle, wissenschaftliche und ethische Kenntnisse und Standards nachweisen. Die umfangreiche Ausbildung von Psychologinnen und Psychologen betont die technische und wissenschaftliche Autonomie und die unabhängigen Rollen in transdisziplinären Teams, um das Wohlbefinden von Menschen in allen Lebensbereichen (z. B. Familie, Schule, Universität, Gesundheit, Arbeitsplatz, öffentlicher Dienst, Gemeinden u.a.) zu fördern (12). Psychologinnen und Psychologen wenden wissenschaftliche Methoden und ergänzende Diagnose-, Bewertungs- und Argumentationsfähigkeiten an, um umfassende und integrierte Ansätze für die menschliche Gesundheit bereitzustellen. Die Beschäftigung von Psychologinnen und Psychologen in unabhängigen Entscheidungspositionen entspricht ihrer vertieften Ausbildung. Da die Welt mit beispiellosen Krisen konfrontiert ist, sind die Beiträge von Psychologinnen und Psychologen zur Linderung von physischen, emotionalen und psychischen Auswirkungen auf Individuen, Gruppen und Gemeinschaften von entscheidender Bedeutung (13).

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1) Hays, P.A.& Iwamasha, G.Y. (2006). Culturally Responsive Cognitive Behavioral Therapy: Assessment, Practice, and Supervision. American Psychological Association

2) Chisholm, D., Sweeny, K., Sheehan, P., Rasmussen, B., Smit, F., Cuijpers, P., & Saxena, S. (2016). Scaling-up treatment of depression and anxiety: A global return on investment analysis. Lancet Psychiatry, Vol.3, 415–424.

DOI: http://doi.org/10.1016/S2215-0366.

3) Adler, E. N. & Newman, K. (2002). Socioeconomic disparities in health: pathways and policies, Health Aff (Millwood), Vol.21 Iss.2,

DOI: http://doi.org/10.1377/hlthaff.21.2.60

4) Allen, J., Balfour, R., Bell, R. & Marmot, M. (2014). Social determinants of mental health, International review of Psychiatry, Vol. 26 Iss. 4

DOI: http://doi.org/10.3109/09540261.2014.928270

5) Saegert, S.,  Evans, G. W. (2003). Poverty, housing niches, and health in the United States, Journal of Social issues, Vol. 59 Iss. 3, 569-589.

DOI: https://doi.org/10.1111/1540-4560.00078

6) Saxena, S., Thornicroft, G., Knapp, M. & Whiteford, H. (2007) Resources for mental health: scarcity, inequity, and inefficiency, The Lancet, Vol. 370 Iss. 9590, 878-889

DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(07)61239-2

7) Walker, R., Keane, C. R., & Burke, J., (2010) Disparities and access to healthy food in the United States: A review of food deserts literature, Health & Place, Vol. 16 Iss. 5, 876-884

DOI: https://doi.org/10.1016/j.healthplace.2010.04.013

8) Kelly J.G., Ryan A.M., Altman B.E., Stelzner S.P.(2000) Understanding and Changing Social Systems. In:   Rappaport J., Seidman E. (eds) Handbook of Community Psychology. Springer, Boston, MA..

DOI: https://doi.org/10.1007/978-1-4615-4193-6_7

9) Weissman, M., & Cuijpers, P., (2007) Psychotherapy over the Last four decades, Harvard Rev Psychiatry, Vol. 25 Iss.4, 155-158,.

DOI: https://doi.org/10.1097/hrp.0000000000000165

10) Mental Health America, 2019 https://www.uncrushed.org/content/2019/9/23/the-state-of-mental-health-in-america-2020

11) Wang, P. S., Aguilar-Gaxiola, S., Alonso, J., Angermeyer, M. C., Borges, G., Bromet. E. J., Bruffaerts, R., De Girolamo, G., De Graaf, R., Gureje, O., Haro, J. M., Karam, E. G., Klesser, R., Koveness, V., Lane, M. C., Lee, S., Levinson, D., Ono, Y., Et al., (2007) Use of mental health services for anxiety, mood, and substance disorders in 17 countries in WHO world mental health surveys, The Lancet, Vol. 370 Iss. 9590, 841-850.

DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(07)61414-7

12) Huppert, A. H., Psychological well-being: evidence regarding its causes and consequences, (2009) Health and Well-Being, Vol. 1 Iss. 2, 137-164.

DOI:  https://doi.org/10.1111/j.1758-0854.2009.01008.x

13) Wandersman, A., & Florin, P., (2003) Community interventions and effective prevention, American Psychologist

DOI: http://doi.org/10.1037/0003-066X.58.6-7.441

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