Stellungnahme zur Situation der einheimischen Ortskräfte nach Bundeswehrabzug aus Afghanistan

Nach 20 Jahren Bundeswehreinsatz haben sich die deutschen Truppen in den vergangenen Wochen aus Afghanistan zurückgezogen. Den zurückbleibenden afghanischen Ortskräften, also den qualifizierten Fachkräften und Helfenden, die für die Bundeswehr und/ oder deutsche Hilfsorganisationen eingesetzt wurden, drohen seither Racheakte durch die Taliban. Personen, die beispielsweise als Dolmetscher*innen, Berater*innen, als Fahrer*innen die Arbeit der Bundeswehr unterstützt haben, sind nun mit ihren Familien in einer lebensbedrohlichen Lage, da sie durch die Taliban als Kollaborateure und Verräter eingestuft werden.

Als Psycholog*innen wissen wir, dass durch diese Situation schwere Traumatisierungen ausgelöst werden können, sofern die betroffenen Menschen dieses Szenario überhaupt überleben. Bereits aus der Psychotherapie mit afghanischen Geflüchteten kennen Psycholog*innen, die u.a. in den Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge tätig sind, eine Vielzahl der Gräueltaten; es liegen zahlreiche Berichte von Folterungen bis hin zu Tötungen vor.

Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP) fordert die Bundesregierung daher eindringlich auf, ihrer Verantwortung nachzukommen und die Menschen in Afghanistan, die aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit für deutsche Institutionen in diese lebensbedrohliche Gefährdungslage gekommen sind, umgehend außer Landes und in Sicherheit zu bringen.
Ebenso sollte ein sofortiger Abschiebestopp nach Afghanistan sowie eine unverzügliche und unbürokratische Ausreise für afghanische Ortskräfte und ihren Familien, verbunden mit einer schnellen Einreisemöglichkeit der Betroffenen, sichergestellt werden.

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