PM: Trauer ist nicht gleich Trauma

Bei der Massenpanik auf der Love Parade am Samstag in Duisburg sind 21 Menschen zu Tode gekommen und mehr als 500 verletzt worden. Noch viel mehr Menschen haben diese Ereignisse direkt miterlebt oder später in den Medien von ihnen erfahren. Viele unmittelbar von dem Ereignis Betroffene erleiden derzeit psychische Beeinträchtigungen. Nicht alle benötigen eine Traumabehandlung oder Psychotherapie. Der BDP warnt davor, Trauernde und Traumatisierte in einen Topf zu werfen.
Wer nicht traumatisiert ist, sondern nur ergriffen von dem Gesehenen oder Gehörten, sollte Gelegenheiten suchen, um trauern zu können. Wer traumatisiert ist, benötigt in erster Linie keine Trauerarbeit, sondern professionelle Unterstützung in der Traumabewältigung. Wer mit Traumatisierten, wie dies derzeit zum Teil geschieht, lediglich Trauerarbeit macht, hält den Trauerzustand aufrecht und verhindert, dass die Erfahrungen in die eigene Biographie integriert werden können, das Trauma also bewältigt wird.
Deutliches Zeichen für ein mögliches Trauma ist, dass nicht nur bloße Erinnerungen immer wieder auftauchen, wie das bei Trauernden der Fall sein kann, sondern dass die schlimmen Bilder der Extremsituation sich immer wieder aufzwängen und das  gewohnte Schlaf-, Sozial- oder Arbeitsverhalten deutlich einschränken.
Der BDP hat zum Thema Umgang mit Traumata häufig gestellte Fragen entwickelt, die auf seiner Website abrufbar sind.
Menschen, die darüber hinaus Hilfe benötigen, können sich an die vom BDP zertifizierten Notfallpsychologen wenden. Der BDP hat auf seiner Homepage eine Liste dieser Anbieter eingestellt. Telefonischen Rat gibt die Hotline des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe BBK.
Der BDP weist in diesem Zusammenhang kritisch darauf hin, dass es in Deutschland keine geklärte Kostenübernahme für notfallpsychologische Angebote gibt, an die sich Betroffene niedrigschwellig für kurzfristige Hilfe wenden können.

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