PM: Frühe Prävention – mehr wissenschaftliche Untersuchungen

Psychologenverband setzt Debatte über sexuelle Gewalt in seiner Zeitschrift „report psychologie“ fort

Angesichts der traumatischen, oft lebenslangen Wirkung auf die Opfer hat sich der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen sich für eine früh einsetzende Prävention von sexueller Gewalt ausgesprochen. In der aktuellen Ausgabe seiner Zeitschrift „report psychologie“ wird die Prävention in einem Beitrag über sexuellen Missbrauch durch Lehrer an kirchlichen und weltlichen Institutionen ausdrücklich als Schwerpunkt bezeichnet. Diese sei sowohl Aufgabe von Kindergärten, Kitas und Schulen als auch von Kirchen und natürlich Familien. Prävention beziehe sich dabei sowohl auf die Personalauswahl, Verhaltensrichtlinien für Beschäftigte als auch auf die altersgerechte Aufklärung von Kindern und die Stärkung ihrer Persönlichkeit.
Es gehe nicht darum, Kindern Angst zu machen; man dürfe ihnen jedoch auch nicht verschweigen, dass es Menschen gibt, die ihre Macht ihnen gegenüber ausnutzen und ihnen Leid zu fügen können. Präventiv könne sich auch der Erziehungsstil der Eltern auswirken, wenn er von Zuwendung, Wärme und Anerkennung gekennzeichnet ist. Insofern sollten sich Hilfsangebote auch an Eltern richten.

In dem von Dr. Heidrun Bründel stammenden Text wird darüber hinaus die schwache Datenbasis zum Ausmaß des sexuellen Missbrauchs in Schulen und schulischen Einrichtungen sowohl in Deutschland als auch international beklagt Der BDP tritt dafür ein, dass entsprechende wissenschaftliche Untersuchungen angestoßen werden und hofft, dass dieser Forderung durch die aktuelle Debatte Nachdruck verliehen wird.

Schon jetzt weiß man aber, so schreibt die Autorin, dass die Täter aus allen sozialen Schichten und häufig aus angesehenen Berufen kommen, die mit einem hohen Image und sozialen Status versehen sind, wie Lehrer, Direktoren, Pastoren, Priester und Bischöfe. Was ihre Sexualität betrifft, können sie heterosexuell, homosexuell, bisexuell oder pädophil veranlagt sein. Eine Konzentration der öffentlichen Debatte auf homosexuelle und pädophile Täter sei daher nicht zielführend, heißt es in „report psychologie“

Zu den Rahmenbedingungen, die Missbrauch begünstigen, erklärt Bründel, dass ein Großteil der jetzt bekannt gewordenen Fälle sich in den siebziger und achtziger Jahren in Internaten und Privatschulen abgespielt habe. Gemeinsam seien diesen Einrichtungen bei aller Unterschiedlichkeit ihre Exklusivität, ihre Abgeschlossenheit gegenüber der Gesellschaft und bestimmte reformpädagogische Ansätze. Die Trennung von „privat“ und „gemeinschaftlich“ wurde aufgehoben, eine übergroße Nähe zwischen Lehrern und Schülern zugelassen. Der Vorsitzende der Sektion Schulpsychologie im BDP, Stefan Drewes, hatte sich deshalb bereits kürzlich dafür ausgesprochen, dass schulische Einrichtungen ihre Abläufe transparent machen und in engem Kontakt mit der Schulaufsicht stehen. Schulen benötigten ein System zur Reflexion ihres beruflichen Handelns. Dazu seien Psychologen und Supervisoren hilfreich.

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