PM: Falsche und richtige Signale

Psychologenverband bezieht Position im Streit um Hartz-IV-Reform und um die richtige Bildungspolitik

Im Streit um die Hartz-IV-Reform hat der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag, Hubertus Heil, die Koalition zu Kompromissen aufgefordert und sich in diesem Zusammenhang für den flächendeckenden Ausbau der Schulsozialarbeit ausgesprochen. So sehr der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen Anstrengungen zur Verbesserung der Bildung und der Chancen von Kindern aus sozial schwachen Familien befürwortet, so wenig kann er sich dieser SPD-Forderung anschließen. Sie ist nach Meinung des BDP das falsche Signal. Gerade beobachten wir in einigen Bundesländern Verbesserungen auf diesem Gebiet, so BDP-Präsidentin Sabine Siegl, erkennen ein wachsendes Verständnis für die unterschiedlichen Aufgaben an Schulen, die nicht von Sozialarbeitern oder Psychologen gelöst werden können, sondern für die es beider Berufsgruppen mit ihren verschiedenen Kompetenzen und Aufgabenfeldern bedarf. In diesem Moment nach flächendeckender Sozialarbeit zu rufen zeugt von wenig Verständnis für die Problematik und ist nicht zielführend.“
Die SPD verbindet die Forderung nach mehr Mitteln für die Schulsozialarbeit mit ihrer Zustimmung zu den Reformen der Hartz-IV-Gesetze. Am kommenden Freitag wird die Arbeitsgruppe des Vermittlungsausschusses, die einen Kompromiss zwischen Regierung und Opposition ausloten soll, das nächste Mal tagen. Die Regierung möchte das Thema im Januar abschließen und erreichen, dass der Bundesrat die Gesetze im Februar endgültig verabschieden kann. Unter diesem Zeitdruck sieht der BDP die Gefahr, dass falsche Weichenstellungen vorgenommen werden.
Für richtig hält der Verband dagegen die Forderung von Bernd Althusmann, niedersächsischer Kultusminister und neuer Vorsitzende der Kultusministerkonferenz. Er fordert eine Erhöhung der Bildungsausgaben in Deutschland von gegenwärtig 4,8% auf 10% des Bruttoinlandsproduktes. Außerdem tritt Althusmann dafür ein, an allen Schulformen die Sprachförderung und die sozialpädagogische Beratung der Schülerinnen und Schüler auszubauen. „Das unterstützen wir“, betont Klaus Seifried vom Bundesvorstand der Sektion Schulpsychologie des BDP, „doch müssen nach den vielen Beschlüssen und Ankündigungen auf Bildungsgipfeln endlich auch Entscheidungen folgen.“ Der BDP sieht die Notwendigkeit, den Schülern in Deutschland eine verstärkte Sprachförderung, eine individualisierte Lernförderung und eine bessere Beratung von Schülern, Eltern und Lehrerinnen und Lehrern zu bieten. Dies ist dringend notwendig, um den Anteil von Schülerinnen und Schülern ohne Schulabschluss von gegenwärtig 10 %, bei Migranten 30% abzubauen.
Dieses Vorhaben könne aber nur gelingen, wenn neben zusätzlichen Lehrerstellen zur Förderung, neben Sozialpädagogen zur Beratung und Betreuung auch Schulpsychologen vor Ort an den Schulen arbeiten. Solche multiprofessionellen Teams sind in den USA, Kanada oder den skandinavischen Ländern Standard. Deutschland ist in der Ausstattung mit Schulpsychologen europäisches Schlusslicht. Niedersachsen, das Heimatland von Althusmann hat mit 1:28.000 die schlechteste schulpsychologische Versorgung aller Bundesländer. Der Durchschnitt in Deutschland beträgt 1:12.000, der internationale Standard bei 1:1.000 bis 1:2.000.
„Schulen brauchen mehr Schulpsychologen an den Schulen, die in multiprofessionellen Teams arbeiten. Nur so wird es gelingen, Lehrerinnen und Lehrer, Erzieher und Sozialpädagogen bei ihrer Aufgabe zu unterstützen, die wachsenden Probleme von Familien und Schülern aufzufangen, Begabungsreserven besser zu fördern und Eltern in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken“, sagt Klaus Seifried.

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