Kinder im Corona-Winter: digitale Nähe schaffen

Während Eltern im Sommer ein wenig aufatmen konnten, weil Spielplätze wieder öffneten und sich Kinder und Jugendliche draußen – aber auch im kleinen Kreis drinnen – trafen, nagt nun die kalte Jahreszeit an den Nerven vieler. Wir alle verbringen viel Zeit zuhause, die persönlichen Kontakte werden wieder geringer. Können digitale Verabredungen jetzt Abhilfe schaffen?

Ralph Schliewenz, BDP-Präsidiumsbeauftragter für Kindeswohl und Kinderrechte, rät dazu, Kinder und Jugendliche zu ermutigen, ihre sozialen Kontakte mit Freunden und Verwandten auch mithilfe digitaler Medien aufrechtzuerhalten. Natürlich könne Digitalität persönliche Treffen nicht ersetzen, da virtuelle Realität nicht wirklich „greifbar“ sei, aber sie kann hilfreich sein, gerade in Momenten, in denen „physische“ Nähe nicht realisierbar ist. Per Videochat könnten sich Kinder etwa zum Spielen verabreden oder sich von den Großeltern eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen lassen.

„Gerade im Arbeitskontext spüre ich, dass – entgegen der ersten Erfahrungen aus dem Frühjahr – nun bei allem „Runterfahren und Begrenzen“ noch ein Gefühl von Kontrolle und Beeinflussbarkeit bleibt“, erklärt Ralph Schliewenz. „Während viele im Frühjahr noch eine Ohnmacht aufgrund der Präventionsmaßnahmen und generellen Ungewissheit empfanden, wissen wir nun einigermaßen, worauf wir uns einstimmen können. Was wiederum nicht heißt, dass es uns leichter fallen würde.“

Bereits zu Beginn der Krise riet der BDP dazu, Kindern Sicherheit und Alltag durch eine feste Tagesstruktur zu vermitteln. Eltern sorgten sich, wie sie das Homeschooling ihrer Kinder sicherstellen und gleichzeitig ihrer eigenen Arbeit nachgehen sollten. Vielerorts wurden Regeln zum Medienkonsum gelockert, um „etwas Ruhe zu gewinnen“. Derzeit ist die Situation etwas überschaubarer, Schulen und Kindergärten sind wieder geöffnet – obwohl es natürlich zu präventiven Schließungen kommen kann.

Spätestens jetzt kann es sich lohnen, mit den Kindern einen sogenannten „Mediennutzungsvertrag“ aufzusetzen. Ein Beispiel findet sich etwa auf der Webseite der SOS Kinderdörfer.

Wenn Kinder Zugang zu digitalen Medien erhalten, müssen nämlich auch deren Gefahren mitgedacht werden. Die digitale Welt suggeriert Souveränität, Autonomie und Anonymität. Jedoch sind uns allen die Gefahren des Internets, speziell für Kinder und Jugendliche leidlich bewusst. Hilfreiche Informationen zum Thema Medienkonsum finden Eltern und Erziehungsberechtigte im Elternratgeber Internet der BPtK.

Unter anderem wird darin empfohlen:

  • (Gemeinsam) feste Regeln aufstellen
  • Nutzungszeit begrenzen
  • Medienfreie Zeit für die ganze Familie
  • Sichere Einrichtung des Smartphones von Kindern
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Kategorien:
COVID-19
Digitale Gesellschaft und Psychologie
Schlagworte:
Digitalisierung
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