Insight Into: Notfallpsychologie
Am 25.11.2025 von 19 Uhr bis 21.30 Uhr hat Florian Stoeck im Rahmen unseres Insight-Intos über ein sehr spannendes Thema referiert: „Einsatz mit Blaulicht – oder wie?“ – Einblicke in die Tätigkeit als Notfallpsychologe.
Florian ist Psychologe und Kriminologe und seit über 20 Jahren in der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) tätig. Seit 2018 arbeitet er an der Hochschule für Öffentliche Verwaltung Bremen im Fachbereich Polizeivollzugsdienst und unterstützt die Polizeibehörden in psychologischen und kriminologischen Belangen. Als Sprecher der Fachgruppe Notfallpsychologie engagiert er sich außerdem aktiv im BDP.
Zu Beginn erklärte Florian, dass Notfallpsycholog*innen ganz allgemein bei Krisen, Katastrophen und Gewaltereignissen jeglicher Art zum Einsatz kommen. Beispiele sind u.a. Schienenunfälle, vermehrt auch Unterstützung von Einsatzkräften, Arbeit bei Unfällen in Unternehmen oder in jüngster Zeit auch vermehrt die Unterstützung von Berufsgruppen, die mit belastenden Bildern (Social Media Monitoring) beim Screening konfrontiert werden.
In den verschiedenen Phasen vor und nach einem traumatischen Ereignis erklärte Florian die notfallpsychologischen Tätigkeitsfelder. Diese sind vor dem Ereignis z.B. Ausbildung betrieblicher psychologischer Erstbetreuer und Schulungen für Einsatzkräfte. Des Weiteren Vorträge, Seminare und psychologische Gefährdungsbeurteilung. In der Akutphase, den ersten Tagen nach einem traumatischen Ereignis, sind die Tätigkeitsfelder zunächst notfallpsychologische Akutintervention, außerdem Krisenmanagement in der Organisation und Fachberatung in Stäben. Nach etwa zwei Tage bis zu sechs Wochen findet in der Stabilisierungsphase notfallpsychologisches Coaching statt, außerdem Organisations- und Führungskräfteberatung sowie Familienberatung. Zuletzt sind in der Therapiephase, nach etwa vier bis sechs Wochen, Tätigkeitsfelder wie überbrückende Beratung und die Begleitung bis zum Start einer Psychotherapie. Als Notfallpsycholog*in müssen aber nicht alle Felder bedient werden, sondern man kann sich spezialisieren und einzelne Bereiche heraussuchen.
Anhand eines Fallbeispiels stellte Florian sehr anschaulich dar, was es bei einem notfallpsychologischen Einsatz zu tun und zu bedenken gilt. Anschließend bekamen wir detaillierte Informationen über die Ausbildung zum/zur Notfallpsycholog*in, über die Zertifizierung Fachpsycholog*in für Notfallpsychologie sowie zu Austausch-Möglichkeiten über das Notfallpsychologie-Netzwerk des BDP.
Wir danken Florian ganz herzlich für den spannenden Vortrag und die vielen eindrucksvollen Einblicke! Außerdem bedanken wir uns bei allen Teilnehmenden für ihr Interesse und die vielen Fragen, sowie bei Swantje Lindemann, Isabelle Karrer und Kathrin Brandt für die Moderation.