Bundesministerium für Gesundheit unter Druck
Ein Trauerspiel von über fünf Stunden Dauer spielte sich am 4. Februar 2019 im Bundesministerium für Gesundheit ab. Über fünfzig Verbände (Psychologie, Psychotherapie, Medizin, Krankenkassen, Gewerkschaft etc.) waren zu einer Anhörung zum Referentenentwurf zur Novellierung des Psychotherapeutengesetzes eingeladen. Jeder Verband erhielt fünf Minuten Redezeit, um die vorher schon eingereichten schriftlichen Stellungnahmen zu kommentieren. Fast flehentlich wünschten sich die Ministeriumsvertreter positive Kommentare, da die massive Kritik an den zentralen Punkten des Entwurfs überwog.
Die frühe Approbation mit dem Master-Abschluss stieß genauso wenig auf Gegenliebe wie die Abwendung von der Psychologie im Bachelor-Studiengang. Die fehlende Praxis wurde moniert und die fortbestehende Dominanz der Richtlinienverfahren. Die Kosten der Reform in dreistelliger Millionenhöhe, ohne eine Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung der Bevölkerung, wurde ebenfalls scharf kritisiert. Rundum abgelehnt wurde der geplante Modellstudiengang zur Ermächtigung der zukünftigen Psychotherapeutinnen zur Verordnung von Psychopharmaka.
Ein negatives Lehrstück für Demokratie: Alle durften sich äußern und nach mehreren Stunden war die Aufnahmefähigkeit aller erschöpft, aber die Pflicht zur Anhörung erfüllt. Trotz aller Kritik ist leider nicht zu erwarten, dass die Protagonisten im Ministerium aus der Anhörung die notwendigen Konsequenzen ziehen werden.
Michael Krämer, Präsident des BDP