Wirtschaftspsychologie und Kommunikation − Zum 100. Geburtstag von Paul Watzlawick

Wilhelm Schilling

„Man kann nicht nicht kommunizieren“ ist vermutlich eines der bekanntesten Zitate von Paul Watzlawick. Am 25. Juli 2021 wäre er 100 Jahre alt geworden. Der Psychotherapeut, Philosoph und Kommunikationswissenschaftler war im deutschsprachigen Raum unter anderem für seine Kommunikationstheorie bekannt. Von dieser profitiert die wirtschaftspsychologische Arbeit nach wie vor. Denn wichtige Themen für Psychologinnen und Psychologen in Organisationen sind Führungskultur, Führung und Organisationskultur wesentliche Beratungs- und Entwicklungsbereiche. Dazu gehört auch die Unterstützung aller Betroffenen bei Change-Prozessen. Gender, Diversity, Talentmanagement und der demografische Wandel sind weitere Themen. Allen Bereichen gemeinsam ist: Es muss viel kommuniziert werden, sowohl nach innen als auch nach außen.

Nehmen wir das Beispiel Führung. Kommunikation macht hier bis zu 90% des Arbeitsalltags aus (Kauffeld, Ianiro & Sauer, 2014). Schlechte Kommunikation kann Mitarbeitende demotivieren, was wiederum dazu führen kann, dass diese nur noch Dienst nach Vorschrift machen, anstatt neue Ideen einzubringen. Ein Verhalten, dass Unternehmen viel Geld kosten kann. In dem Buch „Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien“ beschäftigen sich Paul Watzlawick, Janet H. Beavin und Don D. Jackson mit den pragmatischen Wirkungen der Kommunikation. Dort sind die bekannten 5 Axiome der Kommunikation zu finden.

Auch ein anderer Klassiker von Watzlawick soll hier nicht unerwähnt bleiben: „Anleitung zum Unglücklichsein“. Watzlawick führt den Leserinnen und Lesern vor Augen, wie jede und jeder täglich gegen ihr/sein eigenes Glück angeht. Das funktioniert nicht nur im privaten Rahmen hervorragend, sondern natürlich auch im beruflichen Kontext. In der Geschichte vom Hammer beschreibt Watzlawick einen Menschen, der sich von seinem Nachbarn einen Hammer ausleihen möchte. Auf dem Weg zum Nachbarn malt er sich jedoch viele Gründe aus, warum der Nachbar ihm den Hammer nicht ausleihen würde. Beim Nachbarn angekommen, begrüßt er diesen nicht einmal mehr sondern brüllt ihn nur noch an, er möge doch seinen Hammer behalten. Herrschen solche Vorannahmen in organisationalen Teams vor, leiden darunter die Teamarbeit und das Betriebsklima. Insofern profitieren Wirtschaftspsycholog*innen in vielen Aufgabengebieten von Watzlawicks Erkenntnissen.

Quelle: Kauffeld, S. Ianiro, P. M. & Sauer N. C. (2014). Führung. In S. Kauffeld (Hrsg.). Arbeits-, Organisations- und Personalpsychologie für Bachelor. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag.

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