BDP Expert Talk: Wege aus der Klimakrise - eine Frage der Psychologie

Mit seiner neuen Veranstaltungsreihe bringt der BDP psychologische Expert*innen miteinander ins Gespräch. Anke Hofmann und Dr. Steffen Landgraf sind die 

BDP Expert*innen am 3. Februar 2021.

Abstract

„Our house is on fire“ war einer der Slogans der Fridays for Future; vielfach zu lesen auf Demobannern und -plakaten und beschreibt die existentielle Notlage, die all jene als solche bezeichnen, die umwelt- und klimapolitisch aktiv sind, die aufmerksam verfolgen, was seit Jahren seitens der Fachwissenschaften verlautet wird. Wissen, das Physiker*innen, Biolog*innen, Meteorolog*innen, Geolog*innen usw. benennen und kundtun. Fakten, die eine massive Veränderung unseres Lebensraums aufzeigen, eine Veränderung, die längst eingesetzt hat und die inzwischen auch in unseren Breiten spür- und sichtbar geworden ist.

Folgerichtig fordern alle „for Future“-Bewegungen auch „Unite behind the science“. Die sich erschließende Forderung liegt (scheinbar) auf der Hand: Tut was, um das Feuer zu löschen. Doch es geschieht noch zu wenig. Weshalb ist das so? Zugespitzt gesagt: weil Menschen nicht immer logisch agieren, sondern psycho-logisch. Wäre ersteres der Fall, würde aus dem Fakt eine erforderliche Handlung erfolgen. Das passiert aber nicht. Zu komplex die menschlichen Bedürfnisse und Gewohnheiten auf der einen Seite. Zu unübersichtlich die Faktenlage auf der anderen Seite. Nun ist die Klimakrise menschgemacht (kaum jemand würde das noch seriös abstreiten). Und damit sollten auch Lösungen zur Bewältigung der Klimakrise menschgemacht sein. Die Psychologie als Wissenschaft vom menschlichen Erleben und Verhalten ist damit eine wesentliche wissenschaftliche Disziplin, die notwendig ist – auch wenn das noch nicht in der Öffentlichkeit (v.a. den Medien) angekommen und sichtbar geworden ist; Psycholog*innen als Expert*innen treten noch viel zu selten öffentlich auf.

Was bedeutet das konkret? Die Psychologie beschreibt in Theorien, Modellen und daraus abgeleiteten (empirischen) Forschungsergebnissen, was Menschen wann wie tun und manchmal auch das Warum. Und dieses Wissen ist wertvoll und kann dabei entscheidend sein, Möglichkeiten zu finden, die Menschen helfen, ihr (Handlungs-)Wissen zu erweitern. Der Ansatz ist dabei nicht nur auf jede*n einzelne*n beschränkt (individuelle Veränderung), sondern kann und muss auch auf die gesellschaftliche Ebene ausgeweitet werden; indem Strukturen gestaltet werden, die es Menschen leichter machen, klimafreundlich zu handeln und zu leben. Was also können Psycholog*innen/Psychotherapeut*innen aktiv tun, um den gesellschaftlichen Wandel, der notwendig ist, mit anzustoßen und zu begleiten? Ein systemisches Problem, das ganzheitliche Lösungen braucht.

Die Leitfragen

1. Die Feen-Frage: Sie wachen morgen in einer Welt auf, in der die psychologische Expertise als grundlegend für die Bewältigung der Klimakrise erachtet wird (schließlich ist sie die Wissenschaft des menschlichen Erlebens und Verhaltens) – grundlegend auch zur Bewältigung der Klimakrise. Was hat sich verändert? Was tun Sie als Expert*in? Wozu werden Sie befragt, eingeladen, um Stellungnahme gebeten?

2. Die ressourcenorientierte Frage: Wo läuft es schon gut? Wo sehen Sie psychologische/psychotherapeutische Expertise umgesetzt? Wie konnte das geschehen? Was hat dazu beigetragen? Was waren Herausforderungen?

3. Die inhaltliche Frage: Wo sollten Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen ihre Expertise einbringen? Wer (z. B. Strukturen wie Berufsverband, Kammern, Fachverbände usw.) kann sie dabei unterstützen? Und wie?

 

Die Experten

Anke Hofmann ist Germanistin M.A. (Schwerpunkt Sprachwissenschaft) und Diplom-Psychologin. Sie approbierte als Psychotherapeutin mit der Fachrichtung Verhaltenstherapie; darüber hinaus beendet sie gerade ihr drittes Jahr in der systemischen Therapieausbildung. Berufliche Stationen waren Suchttherapie, psychotherapeutische Praxis und die Schulpsychologie. Nun leitet sie eine Psychologische Beratungsstelle in Baden-Württemberg. Seit Juni 2019 ist sie engagiert bei den Psychologists/Psychotherapists for Future - sehr froh darüber, sich endlich mit anderen gemeinsam aktiv für den Klimaschutz einsetzen zu können; denn sie ist überzeugt, dass auch die psychologische Expertise notwendig ist, um die Klimakrise so gut es (noch) geht zu bewältigen.

 

Dr. Steffen Landgraf ist habilitierter Psychologe und approbierter Psychologischer Psychotherapeut (Verhaltenstherapie). Er arbeitet seit 2012 in Regensburg in der Forensischen Psychiatrie sowie in eigener Praxis. Seit 2019 engagiert er sich bei den Psychologists for Future und ist Mitbegründer der Regionalgruppe Regensburg. Er ist Mitglied im Landesvorstand der Gewerkschaft für das Gesundheitswesen in Bayern (LBB) sowie im Ausschusses für Psychotherapie in Institutionen (PTI) der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK).


Referentin/Referent

Dipl.-Psych. Anke Hofmann & Dr. Steffen Landgraf

Zur Übersicht
Datum
Mittwoch, 03.02.2021
Kontakt
Dipl.-Psych. Anke Hofmann & Dr. Steffen Landgraf
iCalendar
Termin exportieren
Logo Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V.

Wir unterstützen alle Psychologinnen und Psychologen in ihrer Berufsausübung und bei der Festigung ihrer professionellen Identität. Dies erreichen wir unter anderem durch Orientierung beim Aufbau der beruflichen Existenz sowie durch die kontinuierliche Bereitstellung aktueller Informationen aus Wissenschaft und Praxis für den Berufsalltag.

Wir erschließen und sichern Berufsfelder und sorgen dafür, dass Erkenntnisse der Psychologie kompetent und verantwortungsvoll umgesetzt werden. Darüber hinaus stärken wir das Ansehen aller Psychologinnen und Psychologen in der Öffentlichkeit und vertreten eigene berufspolitische Positionen in der Gesellschaft.

Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen