Starke Psyche – Starke Gesellschaft! Koalitionsvertrag greift im Bereich der psychischen Gesundheit zu kurz – BDP sieht hier deutlichen Nachbesserungsbedarf

Wir brauchen eine neue Kultur der Wertschätzung und des Vertrauens – und mit der Psychologie einen Motor für politische und gesellschaftliche Veränderungsprozesse

Pressemitteilung zum Koalitionsvertrag 2025

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Berlin, 17.04.2025: Deutschland steht vor großen und vielfältigen Herausforderungen, die bei einem Großteil der Bevölkerung zu starker Verunsicherung führen. Die globalen politischen Entwicklungen, der Klimawandel sowie Umweltkatastrophen, globale Krisenherde und Kriege, eine deutlich spürbare Inflation, aber auch Themen wie Migration, soziale Ungleichheit und eine zunehmende gesellschaftliche Spaltung belasten viele Menschen in Deutschland. Gleichzeitig scheint das Vertrauen in eine lösungsorientierte Handlungsfähigkeit der Politik immer weiter zu schwinden.

Mit dem nun unterzeichneten Koalitionsvertrag setzt die neue Bundesregierung auf mehr staatliche Kontrolle, eine Verschärfung von Sanktionen und Einschränkung von Rechten, auch bei Menschen mit psychischen Erkrankungen, um damit für ein mehr an (gefühlter) Sicherheit in Deutschland zu sorgen. Der Wunsch nach einfachen und schnellen Lösungen ist stark, doch für ein neues Vertrauen in die Politik und Zusammenhalt in der Gesellschaft braucht es einen partizipativen, lösungsorientierten Ansatz und Politiker*innen, die die Verunsicherung und Bedürfnisse der Menschen in Deutschland glaubwürdig ernst nehmen.

Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) sendet einen deutlichen Appell in Richtung Politik, die psychische Gesundheit und Resilienz der Bevölkerung als Voraussetzung und grundlegende Ressourcen für eine starke, nachhaltige und zukunftsfähige Gesellschaft und auch Wirtschaft zu verstehen. 

Immerhin berücksichtigt der Koalitionsvertrag die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung der psychotherapeutischen Versorgung der Bevölkerung sowie auch der Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung. Mit der Strategie „Mentale Gesundheit für junge Menschen“ setzt die neue Regierung verstärkt auf Prävention von psychischen Erkrankungen, was der BDP begrüßt und ausdrücklich unterstützt.

Insgesamt ermuntert der Verband, bei der Umsetzung des Koalitionsvertrags das Verständnis psychologischer Intervention deutlich über die Psychotherapie hinaus auszuweiten bzw. überhaupt erst vorzusehen. Die Psychologie steuert ganz grundlegend zur Prävention im Bereich psychischer Gesundheit bei. Psycholog*innen leisten einen essenziellen Beitrag zur frühzeitigen Erkennung von Belastungen, zur Entwicklung von Bewältigungsstrategien und zur Förderung von Resilienz und damit zum Erhalt der psychischen Gesundheit in allen relevanten gesellschaftlichen Bereichen wie der Arbeitswelt, dem Bildungs- und Gesundheitswesen oder der öffentlichen Verwaltung.  

Globale, nationale und lokale Krisen erfordern eine kontinuierliche Bewertung und entsprechende Verhaltensanpassung auf politischer wie auch gesellschaftlicher Ebene. Was es dazu braucht, ist eine umfassende strukturelle Verankerung psychologischer Kompetenzen im Netzwerk gesundheitspolitischer Maßnahmen, um das volle Potenzial psychologischer Expertise zum Wohl der Gesellschaft nutzbar machen zu können.

Als Berufsverband der Psycholog*innenschaft in Deutschland appellieren wir an die Politik, wichtige Reformvorhaben mutig anzustoßen. Die Initiativen und Positionspapiere des BDP haben dabei ein breites Themenspektrum im Blick:

In Zeiten multipler Dauer-Krisen braucht es eine nachhaltige psychologisch-psychotherapeutische Versorgungssicherung für die gesamte Bevölkerung – die fängt schon mit der Ausbildung an. 

Mit Blick auf die aktuelle Weltlage fordern wir die Verankerung der Psychosozialen Notfallversorgung im Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz. 

Die Folgen des Klimawandels erfordern eine Strategie, die die Gesellschaft in ihrer Resilienz und Anpassungsfähigkeit stärkt, nachhaltige Verhaltensveränderungen fördert und sichere Zukunftsperspektiven schafft. 

Bei den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt braucht es spezifisches Fachwissen zur effektiven Prävention und Gesundheitsförderung. Die Lösung sehen wir in der Aufnahme der Profession in das Arbeitsschutzgesetz (ASiG). Und bei der zunehmenden Komplexität im Bereich der Digitalisierung kann die psychologische Expertise Risiken managen, Kompetenzen vermitteln und Vertrauen schaffen.

Ein besonderes Augenmerk verdienen die jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft. Um Mut, Zuversicht und persönliche Perspektiven entwickeln zu können, brauchen Kinder und Jugendliche verlässliche und niederschwellige Unterstützungsangebote sowie auch eine nachhaltige Bildungspolitik.  

Für alle Bereiche der Gesellschaft gilt: Psychologie hilft. Deshalb fordern wir dringend ein Psycholog*innengesetz, das Orientierung bietet, Sicherheit schafft und damit für einen besseren Verbraucherschutz sorgt. 

Die psychische Gesundheit ist Grundlage für alle positiven gesellschaftlichen Entwicklungsprozesse. Als Verband setzen wir uns auch 2025 weiterhin dafür ein. Denn es gilt: Starke Psyche – starke Gesellschaft!

Ihre Ansprechpartnerin:
Bettina Genée
Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fon: +49176 58868222
Mail: presse@bdp-verband.de

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Kategorien:
Pressemitteilung
Psychologie und Gesundheit
Schlagworte:
Psychologie und Gesundheit
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