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Interview mit Felix Kiunke, dem Petent

"Damit sich die Situation nicht noch weiter zuspitzt, müssen wir jetzt in den Nachwuchs investieren!"

  • Warum haben Sie eine Petition beim Deutschen Bundestag eingereicht? 

Felix Kiunke: „Ich studiere an der Uni Kassel im Master „Klinische Psychologie und Psychotherapie“. Als eine der ersten hat meine Uni die Reform des Psychotherapeutengesetzes umgesetzt und die neuen Studiengänge eingeführt. Im neuen System folgt auf das Masterstudium eine fünfjährige Weiterbildung, um Fachpsychotherapeutin oder Fachpsychotherapeut zu werden und mit den Krankenkassen abrechnen zu können. Bisher gibt es allerdings fast keine Weiterbildungsplätze, da deren Finanzierung immer noch nicht geregelt ist. Bei meinen Kommilitoninnen, Kommilitonen und mir herrscht daher große Unsicherheit, weil wir nicht wissen, ob wir nach dem Studium in die Weiterbildung starten können oder ob es überhaupt genug Plätze geben wird und wir unser Berufsziel, Psychotherapeut zu werden, erreichen können. Mit der Petition wende ich mich im Namen aller Betroffenen an den Bundesgesundheitsminister, der seinen Versprechungen endlich Taten folgen lassen und die Finanzierung regeln muss!“

  • Wie viele Studierende/Absolventinnen und Absolventen sind aktuell betroffen? 

„Der erste Jahrgang ist noch relativ klein, da viele Unis ihre Studiengänge erst später umgestellt haben. Wir rechnen aber damit, dass schon im nächsten Jahrgang etwa 1.000 Studierende und ab 2025 dann rund 2.500 Studierende jährlich die Approbation erlangen und einen Weiterbildungsplatz suchen. Die Finanzierung muss also schon jetzt geregelt werden, damit die Kapazitäten rechtzeitig aufgebaut werden können und auch in Zukunft genügend Fachpsychotherapeutinnen und Fachpsychotherapeuten ausgebildet werden.“ 

  • Warum sollte man die Petition unterzeichnen? 

„Die Finanzierung des psychotherapeutischen Nachwuchses betrifft uns alle: Denn ohne Weiterbildungsplätze ist langfristig die psychotherapeutische Versorgung in Deutschland gefährdet. Zum einen leisten die Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Weiterbildung schon während der Weiterbildungszeit Therapiestunden und versorgen Patientinnen und Patienten. Zum anderen ist die Weiterbildung zwingende Voraussetzung, um mit den Krankenkassen abrechnen zu können. In meinem Praktikum in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie habe ich selbst erlebt, wie groß der Bedarf und wie voll die Wartelisten sind. Damit sich diese Situation nicht noch weiter zuspitzt, müssen wir jetzt in den Nachwuchs investieren!“

  • Was, befürchten Sie, passiert mit den Absolventinnen und Absolventen, wenn die Forderungen Ihrer Petition vom Deutschen Bundestag nicht aufgegriffen werden? Was, befürchten Sie, passiert, wenn der Gesetzgeber keine Regelungen zur Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung trifft? 

„Die Absolventinnen und Absolventen, die ihr Studium vor 2020 begonnen haben, fallen teilweise in eine Übergangsregelung und könnten in einigen Bundesländern noch die Therapieausbildung nach altem Recht absolvieren. Das ist jedoch nicht flächendeckend möglich und es kann für uns keine Lösung sein, trotz der Reform nun doch wieder in die prekären Ausbildungsbedingungen im alten System gezwungen zu werden. Alle, die ihr Studium nach dem 01. September 2020 angefangen haben, müssen hingegen zwingend die neue Weiterbildung absolvieren, um mit den Krankenkassen abrechnen zu können. Ohne eine rechtliche Grundlage für die Finanzierung können nicht annähernd genug Weiterbildungsplätze geschaffen werden und in der Folge nicht genügend Fachpsychotherapeutinnen und Fachpsychotherapeuten zur Verfügung stehen, was den Mangel an Therapieplätzen künftig noch weiter verschärfen würde.“

  • Und wie geht es für Sie persönlich weiter, sollten Sie keinen Weiterbildungsplatz finden? 

„Ich plane aktuell, meine Approbationsprüfung im März nächsten Jahres abzulegen. Sollte die Finanzierung der Weiterbildung bis dahin immer noch nicht geregelt sein und es keine Weiterbildungsstellen geben, werde ich die Zeit wohl erst einmal anderweitig überbrücken müssen, bis die Stellen endlich geschaffen werden. Und natürlich werde ich mich auch weiterhin für faire Weiterbildungs- und Arbeitsbedingungen und ausreichende Weiterbildungsplätze für den psychotherapeutischen Nachwuchs einsetzen!“

Link:
Petition 148151: Finanzierung der Weiterbildung für Psychotherapeut*innen: https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2023/_03/_23/Petition_148151.html

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Kategorien:
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