PM: Budgetdeckel auf, Psychotherapie raus?!

BDP fordert, die Aufbruchsstimmung für eine gerechte Neuregelung zu nutzen

Grundsätzlich begrüßt der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) die am 22. Oktober 2012 getroffene Vereinbarung, die Psychotherapie aus den gedeckelten Budgettöpfen der Fachärzte herauszunehmen. "Diese Regelung ist ein erster wichtiger Schritt, um die psychotherapeutische Versorgung zu verbessern", ordnet BDP-Vizepräsident Heinrich Bertram diesen Eckpunkt der Honorarverhandlungen ein. "Jedoch ändert die prozentuale Erhöhung der Honorare nichts daran, dass die Psychotherapeuten weiterhin im Vergleich zu den Ärzten zu den Geringverdienern gehören."

Im Durchschnitt erzielte ein Kassenarzt 2011 einen monatlichen Gewinn von 5442 Euro, ein Psychotherapeut dagegen nur 2657,83 Euro. Rechnet man diese Zahlen auf einen Stundenlohn mit allen Abzügen - wie ihn auch Angestellte haben - herunter, ergibt sich ein Unterschied von 23,26 zu 12,57 Euro.

Die Sektion Verband Psychologischer Psychotherapeuten (VPP) im BDP fordert nicht nur die finanzielle Gleichstellung von psychotherapeutischer und somatisch-ärztlicher Versorgung, sondern auch eine verbesserte Versorgungslage. "Es ist ein Unding, dass einerseits von einer angeblichen Überversorgung gesprochen wird, jedoch Patienten im Durchschnitt bis zu sechs Monate auf den Behandlungsbeginn warten müssen", mahnt die VPP-Vorsitzende Eva Schweitzer-Köhn an. "Es gilt nun, im Gemeinsamen Bundesausschuss auf Grundlage der Zahlen aus der Versorgung eine realistische Bedarfsplanung bis 2013 festzulegen." Bislang werden die Anzahl der Psychotherapeuten und die damit verbundenen Therapieplätze nach veralteten Planungszahlen von 1999 errechnet.

Aufgrund der langen Wartezeiten steht deshalb auch eine weiterentwickelte Bedarfsplanung auf der Forderungsliste des VPP. Die Zahl der zusätzlich Ende Oktober in den Honorarverhandlungen beschlossenen 1150 neuen Therapeutensitze steht dabei im Widerspruch zu diesen Forderungen.

Ziel muss sein, eine ambulante psychotherapeutische Versorgung auf dem heutigen wissenschaftlichen Niveau flächendeckend und wohnortnah anzubieten.

Im diesjährigen BDP-Bericht "Die großen Volkskrankheiten - Beiträge der Psychologie zu Prävention, Gesundheitsförderung und Behandlung" zeigt der Verband eindeutig auf, dass durch eine stärkere Einbindung der Psychotherapeuten in die Behandlung auch von somatischen Krankheiten ein großes Einsparpotenzial vorhanden sei.
Mit seinen Forderungen weist der VPP auf die im Gesprächskreis II verabschiedete Resolution hin, die er auch mitträgt. In diesem Gesprächskreis II werden die Interessen der Psychotherapeutenverbände und -vereinigungen koordiniert.

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