Insight Into: Verhaltenstherapie und Forschung
Muss man sich zwischen Therapie und Forschung entscheiden – oder geht auch beides? In den Augen von Dr. Matthias Sperl ist das eine ideale Kombination. In unserer Insight-Into-Veranstaltung „Verhaltenstherapie und Forschung“ am 13.05.2025 hat uns Dr. Sperl unter anderem erklärt, wie die Forschung wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse liefert, während die klinische Praxis deren Wirksamkeit unter realen Bedingungen überprüft.
Dr. Sperl studierte von 2010 bis 2016 Psychologie in Gießen und promovierte anschließend an der Universität Marburg. Parallel dazu absolvierte er die Ausbildung in Kognitiver Verhaltenstherapie, die er 2024 abschloss. Darüber hinaus forschte er an der Harvard Medical School in Boston und an der University of California in Los Angeles.
Heute ist Dr. Sperl sowohl Psychologischer Psychotherapeut als auch Akademischer Rat an der Universität Siegen. Im Zentrum seiner Forschung stehen Angst und ihre neurobiologischen Grundlagen. In seiner Forschung nutzt er Paradigmen der Furchtkonditionierung und -extinktion, um die Entstehung und den Umgang mit Angst zu untersuchen. Dabei kombiniert er Methoden wie fMRT für die räumliche Auflösung mit EEG für die zeitliche Auflösung, um die Reaktionen des Gehirns auf bedrohliche Reize präzise zu erfassen.
Ein bewährter Behandlungsansatz bei Angststörungen ist die Konfrontationstherapie: Klient*in und Therapeut*in suchen gemeinsam den angstauslösenden Reiz auf, um die Furchtreaktion abzuschwächen und falsche Erwartungshaltungen zu widerlegen. Dr. Sperl betont, dass eine der größten Herausforderungen darin besteht, diese positiven Effekte auch langfristig zu sichern.
Besonders am Herzen liegen Dr. Sperl internationale Kooperationen und der Austausch auf wissenschaftlichen Kongressen. Solche Netzwerke bieten oft Einstiegsmöglichkeiten in die Forschung, auch für Studierende und Praktiker*innen. Deshalb rät er Studierenden und Nachwuchswissenschaftler*innen, aktiv an Veranstaltungen von Fachgesellschaften teilzunehmen und sich berufspolitisch zu engagieren.
Um dieses Insight Into etwas interaktiver zu gestalten, hat Dr. Sperl uns auch zahlreiche Fragen über Approbation, Promotion, usw. beantwortet und an mancher Stelle gab es rege Diskussionen. Viele der Anwesenden konnten aus Dr. Sperls Erzählungen Inspiration für den eigenen Werdegang mitnehmen und mehr über potenzielle Hindernisse, aber auch Wege der Bewältigung erfahren. Wir bedanken uns bei Dr. Sperl für seine ehrlichen Antworten auf jede einzelne Frage sowie bei Tinatin Deisenhofer, Julian Rach und Kathrin Brandt für die Moderation!