Insight Into: Bits & Bytes statt Couch – Wie KI, Apps und Algorithmen die Medizin revolutionieren

Am 16.07.2025 hat Prof. Dr. Christian Prinz im Rahmen unseres Insight-Intos über ein besonders aktuelles Thema referiert: „Bits & Bytes statt Couch – Wie KI, Apps und Algorithmen die Medizin revolutionieren“. In seinem Vortrag spannte er den Bogen von den Grundlagen der medizinischen Datenwissenschaften bis hin zu konkreten Anwendungsbeispielen – auch im Bereich der psychiatrischen Versorgung. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage: Wie lassen sich die enormen Datenmengen so nutzen, dass sie echte Fortschritte in Diagnose und Therapie ermöglichen?

Prof. Dr. Christian Prinz ist seit 2025 Inhaber einer Professur für Data Science & Künstliche Intelligenz an der SRH Fernhochschule – The Mobile University. 2021 hat er an der Charité Universitätsmedizin Berlin im Bereich Experimentelle Ultrahochfeld-Magnetresonanz-Tomographie promoviert. Schwerpunkte der Forschung und Lehre von Prof. Prinz sind klinische Datenwissenschaften, sowie Einsatz von KI in der Medizin und medizinischen Bildgebung.

Prof. Prinz eröffnete seinen Vortrag mit einem eindrücklichen Bild: Pro Tag fallen in Deutschland rund eine halbe Million Entscheidungen durch psychologische und psychiatrische Psychotherapeuten. Solche Entscheidungen brauchen Evidenz – und damit vor allem Daten. Doch obwohl Bits & Bytes in großer Menge vorhanden sind, fehlt es häufig an ausreichend strukturierten und zugänglichen Daten. Elektronische Patientenakten schaffen hier erste Erleichterungen, weil sie Daten systematisch erfassen und analysierbar machen.

Ein weiterer Schwerpunkt seines Vortrags lag auf frei zugänglichen Datensätzen wie der Medical Information Mart for Intensive Care – einer frei verfügbaren, umfangreichen Datenbank mit anonymisierten Gesundheitsdaten von Intensivpatient:innen. Durch die Analyse dieser umfangreichen Datensätzen lassen sich Machine-Learning-Modelle entwickeln, die beispielsweise der Früherkennung von Krankheiten oder Mortalitätsvorhersagen dienen. Gerade bei seltenen Erkrankungen ist die Diagnose oft langwierig und fehleranfällig, weil Betroffene zunächst in Allgemeinarztpraxen vorstellig werden, bevor sie in Spezialzentren landen. Künstliche Intelligenz kann diesen Weg verkürzen, indem sie automatisiert Muster in elektronischen Patientenakten identifiziert, die auf eine seltene Erkrankung hinweisen.

Trotz all dieser Vorteile räumte Prof. Prinz auch mit dem Mythos auf, KI werde Ärzte ersetzten. Vielmehr gelte: Wer KI zielgerichtet und gewinnbringend nutzt, ersetzt diejenigen, die es nicht tun. Bits & Bytes werden klassische Methoden also nicht ablösen, sondern ergänzen. Auch wies er auf mögliche Nachteile und Problematiken der Nutzung von KI hin – dazu zählen etwa Bias in den Trainingsdaten, Fehldiagnosen, Datenschutz- und IT-Sicherheit oder auch Haftungsfragen.

Wir danken Prof. Prinz herzlich für seinen aufschlussreichen Vortrag und die praxisnahen Einblicke in die Potenziale von Digitalisierung und KI in der Medizin. Seine Ausführungen haben eindrucksvoll gezeigt, wie moderne Technologien zu schnelleren und präziseren Diagnosen beitragen können. Danke auch an Isabelle Karrer und Jenfer Ruppert für die Moderation!

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